Andreas Hinterhäuser

Andreas Hinterhäuser ist einer von drei Köpfen, die für NullCO2 stehen. Gemeinsam mit Steffen Krause hat er NullCO2 gegründet, und zusammen mit Aldo Piacentini-Timm führen sie das Unternehmen und entwickeln es ausgesprochen dynamisch weiter.

Wie die Drei sich kennengelernt und wie es zum Start von NullCO2 kam, erzählt Andreas Hinterhäuser im Gespräch:

Herrn Piacentini kenne ich seit über 20 Jahren aus meiner Tätigkeit als Anwalt. Und Herrn Krause, den kenne ich seit 11 Jahren über unsere gemeinsamen Projekte.

Der Gedanke einer Zusammenarbeit in diesem Bereich ist gekommen, weil Herr Krause mich nach der Bewertung einer Beteiligung an einem Energieprojekt gefragt hat.

Dabei ging es um Tiefengeothermie, die ohne Fracking auskommen wollte. In den Tiefen der Erde herrschen unglaublich warme Temperaturen, und diese Temperaturen wollte unsere Partner nutzen. Und für die, für eine Bewertung notwendige zahlenmäßige Basis habe ich den Kontakt zu Herrn Piacentini hergestellt. Das war sozusagen die Gründungsstunde für unser erfolgreiches Triumvirat.

Das Projekt ließ sich aber nicht erfolgreich realisieren. Herr Piacentini hat das einfach auf den Punkt gebracht: Stein leitet keine Wärme. Das heißt, man saugt die Wärme ab und dann dauert es ungefähr 150 Jahre, bis die Wärme, die man abgesaugt hat, wieder hergestellt ist. Das heißt, so ein Geothermiekraftwerk, wie sich das die Erfinder vorgestellt hatten, funktioniert ungefähr 15 Sekunden und dann nicht mehr.

Das war also der Beginn unserer Zusammenarbeit. Denn Herr Piacentini hat gesagt, „Wenn Sie sich für so etwas interessieren, hätte ich da andere Projekte. Für die bräuchte ich Leute, die mir bei der Finanzierung helfen, und Leute, die mir bei der Vermarktung helfen.“

Und so ist das Ganze ins Rollen gekommen.

Als Anwalt ist man natürlich nicht für eine unternehmerische Tätigkeit im Energiebereich prädestiniert, ich habe mich aber immer schon für Energiethemen interessiert. Vor über 20 Jahren habe ich an einem Projekt unternehmerisch mitgearbeitet, das gewissermaßen am Rande mit Energie zu tun hatte. Und zwar bei dem Atatürk-Stausee in Ostanatolien. Da gab es das Problem, dass die Turbinen alle stark verstaubten. Durch den Stausee war die ganze Umgebung stark ausgetrocknet, es gab sehr viel Sand, der die Turbinen immer wieder verstopft hat. Und deshalb haben wir uns überlegt, wie man diese Turbinen wieder säubern und es präventiv vermeiden kann.

Danach hatte ich ein Projekt in Georgien: Wir haben ein Konzept erarbeitet, mit dem man Bergdörfer mit Hilfe von Kleinstturbinen mit Strom versorgen kann.

Da scheinen Sie eine Gemeinsamkeit mit Herrn Krause zu haben. Sie gehen beide mit offenen Augen und großen Ohren durch die Welt und versuchen, immer auch zu vernetzen und Bedürfnisse zusammenzubringen.

Ganz genau. Und dann ist das auch die Gemeinsamkeit von Amicus, die uns zu diesem Namen inspiriert hat. Unser Fokus ist die Immobilienentwicklung – im Zusammenhang damit hat sich das Energiethema ergeben und dafür haben wir die NullCO2 gegründet, die sich ausschließlich um energetische Themen kümmert.

Immobilienthemen haben wir aktuell in Zeesen und Stuttgart.

Was treibt Sie an? Was ist Ihre Motivation, also von Ihnen, von Herrn Krause, von Herrn Pietcentini.

Also, die Motivation von Herrn Pietcentini ist natürlich ein forschungsgetriebener, Ingenieurbedingter Ehrgeiz. Er will Dinge voranbringen, will sie erfahren. Die Motivation von Herrn Krause ist – auf eine Formel gebracht, er will Lösungen entwickeln und er will zukunftsorientierte Lösungen entwickeln. Und meine persönliche Motivation, sage ich mal, ist ein alter Spruch von mir ist, als Anwalt höre ich mir jeden Tag Geschichten an und nun würde ich gerne selber meine Geschichte machen. Mein Interesse für Themen im Bereich erneuerbarer Energien ist verständlich, ich habe Kinder, und Enkelkinder, und da besteht vielleicht noch ein zusätzliches Interesse an der Zukunft dieses Planeten.

Wie sehen Sie die Energieversorgung in zehn Jahren? Und welchen Anteil hat dann auch NullCO2 oder könnte NullCO2 daran haben?

Meine Einschätzung ist, dass die Energieversorgung in zehn Jahren nicht viel anders als jetzt wäre. Das liegt an den langen Genehmigungsverfahren.

Wenn Sie sich vorstellen, dass bis eine Geothermie-Anlage genehmigt ist, 4 bis 5 Jahre vergehen. Und dann fängt man an zu bauen. In diesen 4 oder 5 Jahren, in denen das Genehmigungsverfahren läuft, müsste man, wenn man es gut machen will, schon mal dafür sorgen, dass die Geothermie an die Endkunden kommt. Das heißt, sie müssten dann verstärkt Fernwärmenetze ausbauen. Jetzt hat Herr Piacentini eine großartige Idee gehabt: Er hat gesagt, möglicherweise brauchen wir die Netze gar nicht, sondern wir nutzen die Stromnetze und liefern mit Geothermie ausschließlich Strom. Dieser Strom,  der aus regenerativen Energien kommt, der speist Wärmepumpen. Und Stromleitungen gibt es überall – im Gegensatz zur Fernwärme. Das ist ein ganz neuer Gedanke.

 

In diesem Zusammenhang arbeiten wir an einer Idee von Herrn Piacentini, wie man die Umstellung auf erneuerbare Energien und insbesondere auf Geothermie erheblich beschleunigen kann.  Was ich auch sagen will, ist, die Genehmigungsverfahren in Deutschland sind so lang und mühsam, dass, wenn Sie mich fragen, wie sind es hier in zehn Jahren aussieht, dann würde ich Ihnen sagen, dass vielleicht der Anteil regenerativer Energien um 50% größer sein wird als jetzt. So, und dieser Anteil an regenerativen Energien wird im Wesentlichen aus Photovoltaik auf Dächern kommen, weil die einigermaßen schnell montiert werden können. Aber schon der Anteil an Windkraft wird zukünftig schwieriger, weil einfach dieser alte Gedanke des Not-in-my-Backyard immer stärker zum Tragen kommt. Und daher glaube ich nicht, dass wir viel Windkraft haben werden, da bin ich eher pessimistisch. Das wäre der Vorteil der Geothermie. Ja, und das Faszinierende ist, wie gering der Impact einer Geothermieanlage auf die Umgebung ist. Wenn man nach Grünwald fährt, merken Sie erst am Toreingang, dass da eine Industrieanlage steht. Wenn Sie nicht am Toreingang stehen, sehen und hören Sie von der Anlage – nichts. Sie sind in einer idyllischen, oberbayerischen Landschaft. Punkt. Und das ist der Vorteil von Geothermie. Im Gegensatz zu den Windkraftanlagen.Die Oberflächen-Geothermie ist ganz stark unterschätzt. Hier gibt es ein riesiges Potenzial, gerade in Gegenden ohne Fernwärme.

Das andere Thema ist, dass man immer gesagt hat, eine geothermische Anlage kostet ungefähr 100 Millionen. Und eine Windkraftanlage hingegen nur 4 bis 5 Millionen. Was man aber nicht bedacht hat, eine Geothermie-Anlage für 100 Millionen produziert so viel wie 70 Windräder und Sie haben die Landschaft nicht verschandelt. Eine Gesamtrechnung müsste auch die Folgekosten für die Entsorgung berücksichtigen. Diese Windkrafträder aus Verbundstoffen sind schwer und nur sehr teuer zu entsorgen. Zudem gibt es wahrscheinlich keine Geothermie-Anlage, die außer Betrieb ist. Eine Geothermie-Anlage läuft ohne Wartung 50 Jahre.  

Und das gilt für die Windkrafträder ja nicht unbedingt.

Vielen Dank für das Gesprächwelle

 

Kooperationspartner

GSK Stockmann – Berlin
Praeclarus Invest GmbH – München
IKEM – Institut für Klimaschutz – Berlin

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